Ein Geschenk mit Bedeutung- eine handgemachte Laptoptasche für eine Schneiderin
- nadines-sewside
- vor 3 Tagen
- 8 Min. Lesezeit
Warum es mich berührt hat,
dass eine Schneiderin meine Laptoptasche bekommt.

Die Tasche besteht aus robustem Canvasstoff in Gelb und Hellblau, kombiniert mit einem farbenfrohen Baumwollfutter und markanten Streifen-Details an den Henkeln.
Die aufgestickte Signatur und das Designetikett machen sie zu einem ganz besonderen Einzelstück – und sie war der Anfang einer kleinen, durchdachten Kollektion.
Schon lange wollte ich mich mal wieder mit einem Blogbeitrag bei euch melden.
Aber in den letzten Wochen war einfach so viel los – zwischen Aufträgen, Ladenzeit und neuen Ideen blieb wenig Raum zum Schreiben. Aber manchmal gibt es Begegnungen, die einen so sehr berühren, dass sie einen regelrecht anstoßen. So wie die, bei der eine Kundin eine handgemachte Laptoptasche gekauft hat - und zwar nicht für sich selbst, sondern für ihre Mutter.
Die Kundin fiel mir an diesem Tag nicht sofort auf – ich war im Laden beschäftigt, wie das eben so ist.
Aber irgendwann merkte ich, dass sie sich länger an dem Tisch mit den Laptoptaschen aufhielt.
Ich schaute immer wieder rüber, nahm wahr, wie sie sich in Ruhe umsah, mal eine Tasche zur Hand nahm, sie aufklappte, anschaute, wieder zurücklegte. Dann griff sie zur nächsten. Und noch einmal.
Ich sagte zunächst nichts. Das mache ich generell so.
Ich mag es nicht, aufdringlich zu sein – ich lasse die Leute erst einmal in Ruhe schauen.
Und wenn ich das Gefühl habe, dass ich helfen kann oder etwas beitragen darf, dann spreche ich die Kundschaft an.
So auch diesmal. Irgendwann trat ich näher und fragte, ob ich ihr helfen könne.
Sie lächelte – und dann sagte sie etwas, das mich innehalten ließ:
„Ich war jetzt schon drei Mal hier… und ich hatte jedes Mal diese Tasche in der Hand. Dieses Mal nehme ich sie mit.“
Sie erzählte mir, dass sie die Tasche nicht für sich kaufe, sondern für ihre Mutter – eine Frau, die früher selbst genäht habe. Eine Schneiderin.
Ob ihre Mutter die Tasche benutzen oder einfach nur anschauen würde, wisse sie nicht genau.
Vielleicht sei es einfach ein Geschenk mit Bedeutung.
Etwas Schönes.
Etwas Handgemachtes.
Mehr sagte sie nicht – und mehr brauchte es auch nicht.
Es war kein großer Moment. Kein spektakulärer Verkauf.
Aber einer, der mir im Gedächtnis bleiben wird.
Denn wenn jemand, der mit dem Nähen groß geworden ist, etwas Handgemachtes verschenkt, dann hat das Gewicht.
Man erkennt den Unterschied.
Man sieht die Verarbeitung, das Material, die Details – und man weiß, was dahintersteckt.
Solche Begegnungen erinnern mich daran, warum ich das alles mache.
Warum mich genau solche Käufe berühren
Wer selbst näht, sieht Dinge anders. Definitiv.
Man achtet auf Nähte, Materialwahl, auf Verarbeitungsdetails, auf das, was andere vielleicht gar nicht bemerken.
Und ja – man sieht auch die Arbeit, die drinsteckt. Oder eben, wenn sie fehlt.
Mir geht das selbst so: Wenn ich irgendwo ein selbstgenähtes Teil sehe, dann schaue ich auch ganz genau hin. Nicht aus Besserwisserei, sondern weil ich es gewohnt bin, auf Details zu achten.
Und ich weiß, dass viele meiner Kund:innen genauso ticken. Viele von ihnen nähen selbst – oder kommen aus Familien, in denen Nähen früher selbstverständlich war.
Und wenn sie dann trotzdem bei mir etwas kaufen, dann ist das für mich eine ganz besondere Form der Wertschätzung.
Aber ich geb’s ehrlich zu:
Wenn jemand sagt: „Ich bin gelernte Schneiderin“, dann schnellt mein Puls immer erst mal kurz nach oben.
Das fühlt sich an wie eine kleine Prüfung. Besteht man – oder nicht?
Und wenn dann genau so jemand sagt:
„Wow, das ist sauber gearbeitet. Da steckt wirklich Können drin.“
– dann gibt es für mich kaum ein schöneres Kompliment.
Ich erinnere mich noch gut an den Frühlingsmarkt.
Dort hatte ich meine Jeans-Upcycling-Tasche dabei. Und da war sie – eine Schneiderin.
Sie hat sich die Tasche angesehen, drehte sie in den Händen, schaute sich die Verarbeitung ganz genau an. Und sagte dann:
„Wirklich wunderbar gearbeitet. Respekt.“
Das war so ein Moment, der hängen bleibt. Nicht laut, nicht überschwänglich. Aber ehrlich.
Und ja – er hat mich stolz gemacht. Und berührt.
Denn genau solche Begegnungen machen für mich den Unterschied.
Nicht jeder sieht, was drinsteckt. Aber wenn es jemand sieht – dann fühlt sich das wie ein kleiner innerer Applaus an.
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Kund:innen, die selbst nähen – und trotzdem kaufen
Ich finde es immer wieder faszinierend, wie viele meiner Kund:innen selbst nähen – oder zumindest mal genäht haben.
Gerade online bekomme ich oft Nachrichten wie:
„Ich nähe eigentlich selbst – aber deine Sachen sprechen mich total an.“
Oder:
„Ich hätte es vielleicht sogar selbst machen können, aber ich wollte mir einfach mal etwas gönnen.“
Solche Rückmeldungen berühren mich. Weil sie zeigen, dass es nicht nur um das Produkt geht.
Sondern um den Gedanken dahinter. Um die Entscheidung, die jemand trifft:
Ich könnte – aber ich will es genau so, wie du es gemacht hast.
Und das ist für mich alles andere als selbstverständlich.
Denn Handgemachtes ist heute überall sichtbar – vor allem in der Näh-Community.
Es gibt so viele kreative Köpfe, so viele tolle Ideen, Schnittmuster, Materialien.
Manchmal frage ich mich schon: Was kann ich da noch beitragen?
Und dann kommt wieder so ein Moment.
Ein Kommentar. Eine Bestellung. Eine kleine Nachricht, in der jemand schreibt, wie sehr sie sich über das Produkt gefreut hat.
Dass es „besonders“ war. Oder „liebevoll verarbeitet“. Oder einfach genau richtig.
Das sind keine leeren Floskeln für mich. Das ist das, was bleibt.
Denn wenn jemand, der selbst näht, bewusst etwas kauft – dann tut er oder sie das nicht, weil er es nicht selbst könnte.
Sondern weil er genau das haben will, was ich mit meinen Händen gemacht habe.
Und das ist, ehrlich gesagt, ein riesengroßes Kompliment.
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Selbermachen vs. Wertschätzen – Warum beides nebeneinander existieren darf
Ich glaube, es gibt manchmal so eine unausgesprochene Annahme, dass man sich nur zwischen zwei Dingen entscheiden kann:
Entweder man macht’s selbst – oder man kauft es.
Aber in meiner Welt schließen sich diese beiden Dinge nicht aus.
Gerade Menschen, die selbst nähen, wissen oft ganz genau,
was sie können – und worauf sie gerade keine Lust haben.
Vielleicht fehlt die Zeit, vielleicht der richtige Stoff, vielleicht auch einfach die Muße, etwas ganz Bestimmtes umzusetzen.
Und dann kommt jemand wie ich ins Spiel – mit einem fertigen Produkt, das genau den Geschmack trifft.
Und das ist völlig in Ordnung.
Ich nähe ja auch nicht alles selbst, was ich trage.
Ich liebe es, Dinge selbst zu gestalten, keine Frage. Aber ich kaufe genauso bewusst Produkte, die mich ansprechen – besonders, wenn ich sehe, dass da Liebe und Können drinstecken.
Dann denke ich nicht: Das hätte ich auch selbst machen können.
Sondern: Wie schön, dass jemand anderes das gemacht hat – und ich mich jetzt einfach nur drüber freuen darf.
Diese Haltung wünsche ich mir ganz generell mehr.
Dass man nicht immer alles vergleichen oder bewerten muss.
Dass Selbstgemachtes nicht immer besser oder schlechter ist – sondern einfach anders.
Und dass man die Arbeit anderer wertschätzen kann, auch wenn man das Handwerk selbst beherrscht.
Denn genau das ist ja der Kern von echter Anerkennung:
Zu sehen, was jemand anderes geschaffen hat – und es einfach mal stehen zu lassen.
Oder sogar zu sagen:
„Das ist richtig gut. Und ich gönn’s mir jetzt.“
Und genau das fällt mir manchmal selbst schwer – nämlich den Wert meiner Arbeit zu benennen.
Es ist nicht leicht, einen Preis festzulegen, der der eigenen Zeit, dem Können, dem Material und der Verantwortung gerecht wird – und gleichzeitig noch bezahlbar bleibt.
Denn was ist Handarbeit eigentlich „wert“?
Was darf sie kosten – und was traut man sich zu verlangen?
Ich ringe da oft mit mir. Weil ich weiß, wie schnell jemand denkt: „Das ist aber teuer.“
Aber ich weiß eben auch:
Meine Produkte sind nicht teuer – sie sind fair.
Und sie sind das Ergebnis von echter Handarbeit, von Ideen, Entscheidungen – und von Mut, den eigenen Stil sichtbar zu machen.
Die Wahrheit ist: Die tatsächliche Arbeit, die in so einem Stück steckt,
lässt sich im Preis gar nicht vollständig abbilden.
Denn wenn man jede Stunde, jede Überlegung, jede kreative Entscheidung berechnen würde – dann wären viele Produkte schlicht nicht mehr bezahlbar.
Und das will ich ja auch nicht.
Was ich mache, mache ich aus Leidenschaft. Und diese Leidenschaft kann man nicht in Euro messen.
Aber ich wünsche mir, dass sie gesehen wird.
Und dass der Preis, den man dafür bezahlt, nicht nur das Produkt betrifft –
sondern auch die Wertschätzung für das, was dahintersteht.
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Was Kund:innen mir zurückgeben
Ich bin immer wieder berührt davon, was mir meine Kund:innen zurückmelden – sei es online nach einer Bestellung oder direkt im Gespräch im Laden.
Manche schreiben einfach nur: „Vielen lieben Dank, die Lieferung war superschnell – und die Körbchen wunderschön.“
Andere erzählen mir, wie ihre Kinder nun schon im zweiten Jahr die Walksachen tragen und wie sehr sie die Qualität schätzen.
Oder wie sehr sie sich über die liebevolle Verpackung und die persönlichen Zeilen gefreut haben.
Es sind nicht nur Sternebewertungen. Es sind kleine Geschichten.
Wie die einer Kundin, deren Tochter sich über den Leseknochen freut – oder die Bemerkung:
„Ich schätze deine unkomplizierte, freundliche und zuvorkommende Art.“
Auch die Rückmeldungen zu meiner Website bewegen mich:
„Übersichtlich, mit schönen Fotos – und deine Galerie gefällt mir sowieso!“
Das sind keine „kleinen Worte“ für mich.
Sie sind das, was mich trägt.
Denn sie zeigen mir, dass meine Arbeit nicht nur gesehen wird – sie wird gefühlt.
Und wenn mir jemand schreibt:
„Deine Kreativität ist wirklich bemerkenswert“ –
dann weiß ich, dass mein Weg genau der richtige ist.
Auch wenn er manchmal leise ist.
Mein Weg zur Laptoptasche – und warum Design Nummer 1 besonders ist
Die Idee, Laptoptaschen zu nähen, kam nicht von heute auf morgen.
Ich habe viel darüber nachgedacht, was ich anbieten möchte – etwas Praktisches, ja, aber eben auch etwas mit Charakter. Kein Massenprodukt, sondern eine Tasche, die durch Design, Material und Individualität überzeugt.
Die erste, die ich genäht habe, war tatsächlich Design Nummer 1.
Da gab es keine zehn Prototypen vorher, keine Reihe von Fehlversuchen.
Ich hatte ein Schnittmuster, das ich schon vor längerer Zeit entdeckt hatte – und das mir auf Anhieb gefallen hat.
Schlicht, funktional, professionell. Es hat genau zu dem gepasst, was ich umsetzen wollte.
Und so machte ich mich ans Werk – mit einem klaren Plan im Kopf, aber vielen Überlegungen zu Materialien, Farben, Kombinationen und kleinen Details.
Welche Stoffe harmonieren miteinander? Welche setzen spannende Kontraste?
Und dann entdeckte ich durch Zufall ein wunderschön strukturiertes Kunstleder – und wusste sofort: Das passt. Genau das ist es.
Das Design, das dabei entstand, war durchdacht. Kein Schnellschuss – sondern ein Projekt, das Zeit, Geduld und auch Investition gefordert hat.
Denn eine Laptoptasche ist kein kleines Nähprojekt für zwischendurch.
Allein das Material muss vorfinanziert werden. Der Zeitaufwand ist nicht zu unterschätzen. Und ich habe mir sogar eine eigene Stickdatei für die Designbezeichnung anfertigen lassen – weil ich wollte, dass jedes Modell einen Namen trägt. Etwas Eigenes, Wiedererkennbares.
Das kann man mögen – oder nicht.
Aber es ist individuell. Und genau so war es auch gedacht.
Wer so eine Tasche kauft, entscheidet sich ganz bewusst dafür.
Und genau deshalb hat es mich berührt, dass eine Kundin im Laden ausgerechnet diese erste Tasche ausgewählt hat – Design Nummer 1.
Nicht irgendein Modell, sondern das, mit dem alles begonnen hat.
Denn auch wenn ich es nicht als großen Meilenstein bezeichnen würde –
es war eine bewusste Entscheidung. Eine durchdachte Entwicklung.
Und der Moment, in dem diese Tasche den Laden verlassen hat, war für mich einfach… besonders.
Und wenn ich daran denke, dass diese Tasche nun bei einer Mutter gelandet ist, die früher selbst genäht hat…
Dann schließt sich für mich irgendwie ein kleiner Kreis.
Denn auch meine Taschen erzählen Geschichten.
Und manchmal landen sie genau dort, wo sie gesehen – und verstanden – werden.
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